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Canicross – Einfache Anleitung und Tipps

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Geschrieben von Sandra Tilgner

Ich bin Hundefitnesstrainerin (in Ausb.) und beschäftige mich seit dem dem Einzug meiner Mischlingshündin Zoe (2016) aus Bulgarien mit dem Thema Sport für und mit Hunden. Gerade in Zeiten von Corona ist mir die Beschäftigung und Auslastung von Mensch und Tier ein wichtiges Anliegen, da auch Zoe unter dem Lockdown und den Konsequenzen zu leiden hatte.

4. Juli 2023

i 3 Inhaltsverzeichnis

Wenn es darum geht sich selbst und seinen Hund fit zu halten, gibt es mehrere Möglichkeiten dies mit Hundesport zu tun. Der einfachste und beliebteste Hundesport ist wohl Canicross. Doch was ist Canicross genau und welche Ausrüstung benötige ich? Wie fange ich am besten an und welche Voraussetzungen benötigt mein Hund? Diese und viele weitere Fragen werden in diesem Beitrag beantwortet, um für dich und deinen Vierbeiner den optimalen Canicross Einstieg zu bieten.

Canicross Definition

Canicross (Canus, Latein = Hund) kommt aus dem Bereich des Zughundesports und wurde von Tiermedizin-Studierenden unter Leitung von Gilles Pernoud 1988 in Frankreich entwickelt. Thema der Arbeit war „Die Fitness und Schnelligkeit von Hunden und ihren Menschen unter Beweis stellen“. Canicross ist ein Geländelauf (Cross-Country), bei dem der Sportler mit einem Hund durch ein spezielles Geschirr und eine flexible Leine verbunden ist. Der Hund läuft voraus, unterstützt und beschleunigt den Läufer dabei sowohl im flachen Gelände als auch bergauf. Der Mensch muss folgen. Mal eine etwas andere Rollenverteilung.

Anders als beim Joggen wird beim Canicross in einem sehr viel schnelleren Tempo gelaufen (Ø Geschwindigkeit ca. 16 km/h – beim Joggen zwischen 10 und 13 km/h). Dies freut den Hund, da er sich hier so richtig auspowern kann. Außerdem macht diese Sportart nicht nur fit, sondern sie stärkt auch den Grundgehorsam sowie die Bindung zwischen Sportler und Hund.

Du hast Angst, dass du oder dein Hund zu langsam für Canicross ist? Keine Sorge, wenn ihr zwei als Team zusammen lauft und die Leine gestrafft ist und ordentlich Zug hat, profitiert man von der Kraft, mit der der Hund einen zieht. So werdet ihr beide mit der Zeit immer schneller und fitter.

Diese Hunde eignen sich für Canicross

Grundsätzlich kann jeder lauffreudige Hund Canicross betreiben. Dabei spielt es keine Rolle, ob er groß oder klein ist. Viel wichtiger ist der körperliche Zustand bei Hunden. Ist dieser gesund und frei von körperlichen Gebrechen, kann das Canicross Training beginnen. Ein anfänglicher und anschließend regelmäßiger Check beim Tierarzt sollte zum Pflichtprogramm gehören.

Neben dem körperlichen Zustand ist natürlich auch die Freude am Laufen ein wichtiger Faktor. Wenn sich dein Hund schon vor jedem Gassi gehen drückt, wird er sicherlich keinen Spaß daran haben, mit dir durchs Gelände zu laufen. Generell sind Hunde nach einigem Training und bei guter Gesundheit in der Lage 30–60 km am Tag zu laufen, beim Geländelauf etwas weniger, da hier noch die Anstrengung des Ziehens dazu kommt. Hier kommt es dann natürlich auch auf die Rasse an.

Solltest du mit dem Gedanken spielen, später einmal an professionellen Canicross Wettkämpfen teilzunehmen, beachte bitte die Voraussetzungen für deinen Hund. Diese setzen ein Mindestgewicht von 20 kg bei Hunden voraus und dein Hund sollte mindestens 1 ½ Jahre alt, ausgewachsen und nicht älter als 10 Jahre sein.

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So beginnst du mit dem Canicross Training

Zu Beginn muss man den Hund erst einmal an das neue Canicross Geschirr gewöhnen. Geht zusammen spazieren, schaue, ob an keiner Stelle eine Reibung entsteht, sodass es im schlimmsten Fall später zu Hautverletzungen kommen könnte. Starte mit Canicross nicht zu schnell, dein Hund muss sich erst einmal an die Geschwindigkeit gewöhnen und du auch. Solltet ihr beide vorher noch nie zusammen gejoggt sein, wäre es besser erst einmal das gemeinsame Joggen an der Joggingleine zu trainieren. Zum einen aufgrund mangelnder Fitness und – viel wichtiger – dein Hund muss sich daran gewöhnen, mit dir zu laufen. Es kann auch passieren, dass dein Hund, anstatt neben dir zu rennen, erst einmal wild umher und an dir hochspringt, weil dein Hund denkt ihr beide spielt jetzt zusammen. In einem anderen Artikel gebe ich Tipps zum Joggen mit Hund.

Sowohl Canicross als auch Joggen sollte langsam angegangen und die Geschwindigkeit von Training zu Training erhöht werden. Am besten lernt man in einer erfahrenen Gruppe mit erfahrenen Sportlern und ihren Hunden. Hier kann sich der Hund das Verhalten der anderen Hunde abschauen, vorausgesetzt, er möchte nicht ständig mit den anderen Hunden spielen. Schaue einfach mal in deiner Umgebung, ob es dort entsprechende Gruppen oder Vereine gibt.

Allein ist es natürlich ebenfalls möglich, Canicross zu lernen, wenn auch etwas schwieriger. Der Hund muss lernen, dass er an der Leine ziehen darf, was vielleicht eine der größten Schwierigkeiten ist, da er ja normalerweise für das Ziehen an der normalen Leine getadelt wird. Trainiere dieses Ziehen mit deinem Hund am besten mit einem Bekannten, der vorausläuft/fährt und den Hund zu sich lockt. Fängt der Vierbeiner an zu ziehen, sollte er anschließend mit Leckerchen belohnt werden.

Generell sollte man nicht mehr als 2- bis 4-mal die Woche trainieren und auf einen guten Untergrund (Schotter, Asphalt und zu raue Wege sind aufgrund der empfindlichen Hundepfoten zu vermeiden) sowie das Wetter achten. Temperaturen über 20° Celsius sind ein absolutes Tabu! Bitte denke auch an ein ausgedehntes Warm-up (z. B. Aufwärm-Spaziergang) und nach dem Training an ein Cool-down sowie an eine Belohnung für deinen Hund.

Canicross Kleidung, Ausrüstung und Zubehör

Spezieller Canicross Laufgürtel

Bei dem Hüftgurt für dich ist zu beachten, dass man nicht den typischen Bauchgurt zum Joggen mit dem Hund nimmt. Diese können massiv auf die Rückenwirbelsäule gehen und die eigene Gesundheit gefährden. Es gibt speziell für Canicross angefertigte Beckengurte / Hüftgurte, die einen besseren Halt bieten und wesentlich tiefer sitzen als ein Bauchgürtel. Dies sorgt für einen gleichmäßigeren Zug und führt zur Entlastung der Wirbelsäule. Beim Kauf des Laufgürtels sollte man ebenfalls unbedingt darauf achten, dass der Hüftgurt über einen Panikhaken (auch „Paniksnap“ genannt – ein Must-have im Canicross Sport) verfügt, mittels dessen man die Verbindung zwischen Hund und Läufer in Problemsituationen sofort lösen kann.

Ich kann hier nur noch einmal betonen, wie wichtig es ist einen speziellen Canicross Laufgürtel zu kaufen! Als wir mit Canicross begonnen haben, dachte ich mir, solange ich das Ganze nicht professionell betreibe, reicht schon ein normaler Gürtel, den man relativ günstig bei Amazon bekommt. Allerdings habe ich mich da sehr täuschen müssen!

Während eines Canicross Trainingslaufs hörte Zoe einen Knall, erschrak und zog dermaßen an der Leine, dass es mir fast die Beine weggerissen hat. Der Druck auf meine Wirbelsäule war so stark, dass ich danach noch sehr lange Probleme hatte und froh gewesen wäre, hätte ich damals beim Kauf einen ordentlichen Canicross Laufgürtel gekauft. Also bitte mach nicht den gleichen Fehler wie ich! Aus vielen Erfahrungsberichten kann ich den nachfolgenden Laufgürtel uneingeschränkt empfehlen.

Zuggeschirr für deinen Hund

Das Zuggeschirr für den Hund muss für Canicross ebenfalls perfekt sitzen. Hier solltest du schauen, ob dein bis jetzt für Spaziergänge benutztes Geschirr sich überhaupt für Canicross eignet, denn die Wirbelsäule des Hundes kann durch ein falsches Geschirr beeinträchtigt werden. Die meisten Geschirre sind vergleichbar mit dem für Schlittenhunde. Bei diesen Geschirren sind die Druckpunkte so ausgelegt, dass der Hund beim Lauf nicht eingeschränkt ist und das Geschirr nicht scheuert. Zudem ist eine freie Atmung für den Hund gewährleistet.

Wir hatten für normale Spaziergänge immer ein Hundegeschirr von Julius K9. Für den Zweck war es gut geeignet, allerdings überhaupt nicht für Canicross. Wenn du die Gelegenheit hast, dann würde ich dir empfehlen, ein Geschirr immer im Laden von einem Fachberater anpassen zu lassen. So ist sichergestellt, dass es nirgends zu Reibungen und dementsprechend Schmerzen für deinen Kund kommen kann.

Flexible Zugleine

Die Leine, über die du mit deinem Hund verbunden bist, muss ca. zwei Meter lang sein und über einen Ruckdämpfer verfügen. Damit werden plötzliche Rucke gelindert, was das Laufen deutlich angenehmer macht. Generell sollte man hier auch wieder unterscheiden zwischen einer Leine für Joggen und Canicross. Wenn du darauf achtest, dass die Leine über einen Ruckdämpfer verfügt, kannst du eigentlich nichts falsch machen.

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Canicross Kommandos

Da du und dein Hund nicht einfach eine gerade Strecke von A nach B läufst, benötigt ihr unterwegs eine Reihe von Kommandos. Die nachfolgenden speziell für Canicross entwickelten Kommandos haben sich in der Praxis gut bewährt, sind kurz und auf das Nötigste reduziert, da es in den meisten Situationen schnell gehen muss. Du kannst sie im Vorfeld am besten beim Gassigehen oder Joggen üben, sodass sie bereits bei den ersten Versuchen beim Geländelauf funktionieren.

    •   GO (lauf)
    •   STOPP (halt)
    •   HAW (links)
    •   GEE (rechts)
    •   STRAIGHT (voran)
    •   ON BY (vorbei)
    •   EASY (langsam)

Natürlich kann man auch andere Kommandos benutzen, der Hund muss nur wissen, was man von ihm möchte.

Canicross Wettkampf

Langweilst du dich auf euren Läufen und möchtest eine neue Herausforderung? Es gibt in Deutschland jährlich immer mehr Canicross Wettkämpfe, bei denen du dich mit deinem Hund mit anderen messen kannst. Einer der bekanntesten unter den Geländeläufen ist der Strongdog. Dabei werden in ganz Deutschland unterschiedliche Wettkämpfe im Bereich Canicross, Bikejöring, Hindernislauf oder Triathlon angeboten. Auch der unter Joggern bekannte Veranstalter Runner’s World hat bereits einen Canicross Run veranstaltet.

Canicross Variationen

Neben Canicross, wo du mit deinem Vierbeiner gemeinsam läufst, gibt es noch weitere Sportarten aus dem Bereich Zughundesport. Beim Bikejöring z. B. sitzt du auf einem Fahrrad, welches der Hund zieht (nicht zu verwechseln mit dem normalen Fahrradfahren mit Hund). Beim Dogscooting auf einem großen Roller (dem sogenannten Dogscooter), der vorn eine Bikeantenne hat, an der der Hund am Zuggeschirr mittels Jöringleine befestigt ist. Im Winter, sobald genug Schnee liegt, kann man sich auch Ski anziehen und der Hund zieht einen. Eine schöne Abwechslung zum Laufen im Sommer.

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