Fahrradfahren mit Hund – Die 10 wichtigsten Fragen und Antworten
Geschrieben von Sandra Tilgner
15. Februar 2023
Inhaltsverzeichnis
Ich kann mich noch erinnern, als wir Z.v.Z. (Zeitrechnung vor Zoe) noch auf ausgedehnte Fahrradtouren gegangen sind und weitläufig die Gegend erkundet haben.
Beim alleinigen Gassigehen mit Hund kommt man doch nicht ganz so weit und Hundegeschwindigkeit ist auch nicht gleich Menschengeschwindigkeit. Also warum nicht einfach mit Hund Fahrrad fahren? Aber bevor das Vergnügen losgehen kann – was gibt es für Hundebesitzer alles zu beachten, woran muss gedacht werden? Benötige ich einen Fahrradanhänger oder läuft der Hund an der Leine?
Ein paar der wichtigsten Fragen und Tipps zu dem Thema Fahrradfahren mit Hund haben wir hier für dich zusammengestellt.
Welche Hunde sind für das Fahrradfahren geeignet?
Für einen Fahrradausflug sollte dein Hund vor allem gesund sein und mindestens 12, noch besser 15 Monate alt sein. Eine Schulterhöhe von mindestens 40 cm sollte der Hund haben, da sonst die Gefahr von Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Überlastung der Gelenke und Lunge beim Laufen besteht. Aber auch bei großen Hunden, z.B. Jagd- oder Windhunden solltest du sicher sein, dass du sie unter Kontrolle hast, da sie zügig lossprinten können, wenn sie etwas Interessantes gesehen haben.
Als bestimmte Hunderassen für Radtouren eignen sich am besten Huskies, Border Collies oder Australian Shepherd.
Zu alt sollte der Hund auch nicht sein, hier ist deine persönliche Einschätzung gefragt, damit du deinen Vierbeiner nicht überlastest.
Selbstverständlich können auch kleinere Hunderassen bei einer Fahrradtour dabei sein, sie können die Natur in einem Hundeanhänger oder einem Fahrradkorb genießen.
Wie fängt man am besten das Fahrradfahren mit dem Hund an?
Dein Hund sollte sich langsam an das Fahrrad fahren gewöhnen. Manche Hunde haben Angst vor Fahrrädern und es ist etwas anderes, dauerhaft neben einem Fahrrad herzulaufen als nur daran vorbei.
Am besten erst einmal das Fahrrad als „Roller“ benutzen und die Leine in der Hand halten, damit du schnell auf plötzliches Ziehen reagieren kannst. Dein Hund sollte dann langsam an größere Strecken gewöhnt werden, damit er Kondition aufbauen kann. Für den ersten Ausflug am besten zunächst eine Strecke unter 5 km planen. Die Route sollte vorher festgelegt werden und nach Möglichkeit über ebenes Gelände, durch Wald, Wiesen und Felder führen und nicht zu überfüllt sein.
Trainiert bereits zu Beginn Signale wie z.B. „links, rechts, langsam, und stop“. So kann dein Hund vorneweg laufen und reagiert sofort auf deine Richtungswechsel. Wir haben Zoe von klein auf an, an das Kommando „rechts“ gewöhnt, damit sie immer auf der rechten Seite läuft und z.B. Fahrradfahrer problemlos an ihr vorbeifahren können. Das hilft uns jetzt natürlich ungemein.
Starte niemals sofort mit einem hohen Tempo. Lass deinen Hund sich vorher warmlaufen, bevor es in einen schnelleren Sprint übergeht. Das Gleiche gilt auch beim Auslaufen. Auch sollte dein Hund in besten Fall vorher sein großes Geschäft verrichtet haben, denn wenn er erst einmal am Rad an der Leine ist und ihr losfahrt, ist das nicht mehr so einfach möglich.
Wann kann man mit dem Hund Fahrradfahren?
Eigentlich das ganze Jahr über, sofern das Wetter mitspielt und die Wege mit dem Rad befahrbar sind, aber achte unbedingt auf die Temperatur – über 22 Grad ist schon zu heiß! Hunde regulieren ihre Körpertemperatur nämlich nur durch Hecheln, sodass sie schnell überhitzen können. Im Sommer also nur Touren sehr früh morgens oder am späten Nachmittag/Abend machen und genügend Pausen zum Trinken und zur Entspannung einplanen.
Sollte dein Hund draußen generell einen Maulkorb tragen müssen, achte bitte darauf, dass der Maulkorb gut sitzt und sich die Schnauze öffnen lässt, damit dein Hund genug Sauerstoff bekommt! Einen entsprechenden Artikel zum Thema Maulkorb bei Hunden – Worauf man achten sollte haben wir bereits verfasst.
Welche Ausrüstung benötigt man?
Neben einem funktionstüchtigen und intakten Fahrrad sind ein gut sitzendes, breites und gepolstertes Brustgeschirr für deinen Hund und ein passender Fahrradhelm für dich notwendig. Ein Halsband ist beim Radfahren mit Hund nicht empfehlenswert, da bei plötzlichen Bewegungen die Gefahr von Verletzungen an Halswirbelsäule und Kehlkopf besteht.
Eine gute Hundeleine darf natürlich auch nicht fehlen – hier ist darauf zu achten, dass die Leine nicht zu lang ist und keine Flexileine verwenden, da Mensch und Hund sich hier verletzen können! Wir empfehlen hier eine flexible Zugleine mit Ruckdämpfer (wie beim Canicross).
Zur Grundausstattung gehören auch Wasser und Kotbeutel, damit dein Hund bei einer Pause trinken und sich auch erleichtern kann. Leckerli dann bitte erst zu Hause und einige Zeit nach dem Radeln geben.
Für eine bessere Kontrolle kannst du eine sogenannte Führungsstange für das Fahrrad benutzen. Dies ist ein Stahlrohr, welches am Fahrrad befestigt wird und deinen Hund davon abhält, ins Fahrrad zu laufen. Ein eingebauter Rückdämpfer und eine Zugfeder aus Stahl gleichen ruckartiges Ziehen aus.
Hier gibt es mehrere Varianten (die gerade Stange, die u-förmige sowie die L-förmige Stange) welche wir gerade für dich testen.
Bei kleineren Hunden bieten sich ein Korb an, die am besten vorn am Fahrrad befestigt werden und aus denen dein Vierbeiner die Natur und die Radtour ganz gemütlich genießen kann.
Wie kann ich die Sicherheit bei einer Fahrradtour gewährleisten?
Selbstverständlich sollte die Straßenverkehrsordnung auch beim Fahrradfahren mit deinem Vierbeiner immer eingehalten werden. Du solltest immer auf den Verkehr achten und die Augen überall haben – das gilt bei Fahrradfahren noch mehr als bei „normalen“ Spaziergängen. Auf öffentlichen Verkehrswegen lasse deinen Hund am Fahrrad immer an der Verkehrs-abgewandten Seite laufen und gewöhne ihn am besten von Anfang an diese Seite. Und auch mit dem Fahrrad solltest du auch auf die korrekte Fahrtrichtung im Straßenverkehr achten.
Bei geräuschempfindlichen oder schreckhaften Hunden ist im Straßenverkehr besondere Vorsicht geboten. Sofern möglich, solltest du bei erster Gelegenheit besser auf Feld- oder Waldwege ausweichen. Das ist wesentlich entspannender für deinen Hund und auch für dich.
Bei Begegnungen mit anderen Hunden drossele lieber die Geschwindigkeit oder bleibe stehen und nimm deinen Hund ggf. an die Leine. So kann vermieden werden, dass der Hund ins Fahrrad läuft, den man weiß nie, wie andere Vierbeiner reagieren.
Ist Fahrradfahren mit Hund überhaupt erlaubt?
Ja, Fahrradfahren mit Hund ist auch nach der StVO erlaubt! Gemäß §28 der Straßenverkehrsordnung (StVO) ist es erlaubt, Hunde am Rad mitzuführen „wenn sie von geeigneten Personen begleitet sind, die ausreichend auf sie einwirken können“.
Einen Leinenzwang gibt es dabei nicht, aber es muss freilich immer darauf geachtet werden, den Verkehr und andere Menschen nicht zu beeinträchtigen und zu gefährden. Vorsicht ist immer besser als Nachsicht, wenn Mensch und Tier nicht gefährdet werden sollen.
Wie lange sollte eine Radtour mit Hund dauern?
Für den Anfang sollten – wie bereits erwähnt – keine langen Strecken gewählt und zunächst einmal eine Tour unter 10 km gemacht werden, dann kann man sich auch langsam steigern. Wenn es schönes Wetter, aber nicht zu heiß draußen und dein Hund an das Fahrrad gewöhnt ist, sollten Touren von 30 bis 40 km am Tag kein Problem sein – natürlich immer mit Pausen dazwischen!
Hier kommt es aber auch sehr auf die Hunderasse und die persönliche Kondition deines Lieblings an, Huskies z.B. können bis zu 80 km am Tag schaffen während z.B. Golden Retriever eher „gemütlicher“ unterwegs sind. Stell dir also die Frage, ob dein Hund geeignet für eine lange Strecke ist.
Wie schnell kann ich mit meinem Hund Fahrrad fahren?
Grundsätzlich sollten Hunde nicht über einen längeren Zeitraum in hoher Geschwindigkeit neben dem Rad laufen. Auch wenn es scheint, also ob der Hund Spaß dabei hat, muss das nicht immer der Fall sein – es kann auch einfach die Angst sein, dich zu verlieren! Deshalb solltest du deinen Hund immer im Auge behalten.
Am Anfang ist am besten eine Geschwindigkeit von 8-12 km/h, die dann um ca. 20 Min schnellerer Trab mit etwa 15-20 km/h erweitert werden kann, bevor eine Pause eingelegt werden sollte. Aber auch hier kommt es auch wieder auf die Rasse und die persönliche Konstitution deines Hundes an. Ein Windhund z.B. kann bis zu 70 km/h schnell laufen!
Du kennst deinen Hund am besten und wirst schnell merken, wie (und ob überhaupt) ihm das Radfahren gefällt und mehr Erfahrung wird dir helfen, besser einzuschätzen, wann du wie schnell mit deinem Liebling unterwegs sein kannst.
Worauf muss ich beim Radfahren mit meinem Vierbeiner sonst noch achten?
Hier noch ein paar Tipps, um das Fahrrad fahren für deinen Hund und dich zu einem schönen Erlebnis zu machen, dass Lust auf eine Wiederholung macht:
- Kontrolliere regelmäßig nach dem Fahrradfahren den Körper und das Fell und deines Hundes auf Scheuerstellen vom Geschirr oder Zecken. Die Pfoten solltest du ebenfalls gründlich untersuchen, ob sich da nicht einiges, z.B. Steine oder Fremdkörper festgesetzt haben.
- Wenn dein Hund in der Vergangenheit schon Jagdinstinkte gezeigt hat, achte vor allem im Wald auf andere Tiere und rufe ihn schon vorher zurück, um einem eventuellen Angriff zuvorzukommen. Gleiches gilt auch, wenn andere Hunde näherkommen und du dir nicht sicher bist, wie dein Liebling reagiert.
- Am wichtigsten ist es, immer Überblick zu behalten, sich ein Bild der aktuellen Situation machen und sicherstellen, dass dein Hund sicher und auch mit Spaß dabei ist!
Wenn du diese Dinge beachtest, steht einer wunderbaren Radtour mit vielen schönen Erinnerungen nichts mehr im Wege!
Was sind unsere persönlichen Erfahrungen?
Zunächst einmal wissen wir nicht genau, welchen Hunderassen in Zoe drinstecken, da sie als Tierschutzhund zu uns kam, aber durch ihren breiten Brustkorb und ihre langen Beine ist sie die geborene Läuferin. Wir haben auch relativ früh gemerkt, wie gerne sie rennt und daher schnell angefangen, sie darauf zu trainieren, neben dem Fahrrad herzulaufen.
Angefangen haben wir aber auch sehr langsam (Fahrrad schieben) und uns wie oben beschrieben langsam gesteigert. Zunächst mit Leine in der Hand und wenn sie neben dem Fahrrad gelaufen ist, ohne zu ziehen, wurde sie ausgiebig gelobt.
Bei der Tourauswahl schauen wir auch immer darauf, dass wir Radtouren aussuchen, die durch wenig besiedeltes Gelände führen. Denn am liebsten läuft Zoe ohne Leine über Feld- und Waldwege. Natürlich geht das nicht immer – wir haben uns mittlerweile so eingependelt, dass ich die Leine in der Hand halte, sie kann neben dem Fahrrad laufen und ich lobe sie ausgiebig, wenn sie nicht zieht – das klappt mittlerweile richtig gut und sich hat sehr viel Spaß dabei!
Dass Zoe es liebt, neben dem Fahrrad zu laufen, erkennt man schon daran, dass sie, wenn das Rad hervorgeholt wird, vor Freude umherspringt und am liebsten gleich los spurten will! Wir haben auf diese Weise schon viele neue Ecken und Flecken erkundet und kennengelernt, die wir sonst gar nicht gesehen hätten! Und Zoe ist am Ende des Tages auch ein müder Hund, was durchaus etwas für sich hat. 🙂
Insgesamt ist das Fahrradfahren mit Hund eine wunderbare Beschäftigung für Hund und Halter und bietet viele Möglichkeiten und Vorteile, mit seinem Liebling Zeit zu verbringen! Der Hund bekommt Auslauf und der Halter mehr Bewegung. Eine gemeinsame Radtour und das dadurch entstehende gegenseitige Vertrauen stärkt auch die Bindung zwischen Hund und Menschen.
Solltest du das Ganze auf sportlicher Ebene noch steigern wollen, empfehlen wir dir den Hundesport Bikejöring, bei dem dein Hund über eine Leine sowie „Antenne“ mit deinem Fahrrad verbunden ist und dich zieht.
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Hallo Sandra,
du hast das Thema gut getroffen. Viele schaffen sich einen Hund an, ohne zu schauen, ob die Rasse zu mir passt. Nicht jeder Hund ist ein guter Läufer.
Weiterhin viel Spaß und immer genug Luft im Reifen. 🙂
VlG
Jens Mathejczyk
Also bei allem Verständnis – und natürlich kann jeder tun, was er für richtig hält – aber:
Leine in der Hand kann keine allgemeine Empfehlung sein! D. h. man fährt immer einhändig, wenn der Hund angeleint ist oder riskiert, dass man schwer stürzt, wenn etwas Unerwartetes das Verhalten des Hundes beeinflusst. Im Straßenverkehr – und oft muss man da ja erst einmal durch, bevor man in der Natur ist – hochgefährlich! Hierfür unbedingt eine Führstange benutzen und beide Hände an den Lenker!
Zweitens: 20 Minuten mit 30–35 km/h könnt ihr mit eurem Hund vielleicht machen, ich halte das für Quälerei. Und wo fahrt ihr denn?? Das geht ja nur mit dem E-Bike oder in der Ebene auf Asphalt. Mit Hund halte ich das für undenkbar. Oder hat da der Druckfehlerteufel zugeschlagen? Unsere sehr fitte dreijährige Hündin (52 cm Schulterhöhe, 24 kg) trabt locker nebenher bei maximal 16 Kilometern pro Stunde. Darüber hinaus galoppiert sie dann, das machen wir aber maximal 5 Minuten, dann wird wieder getrabt. Schließlich wollen wir, dass sie lange gesund bleibt.
Ein uns bekannter Border Collie hat nun mit vier Jahren massive Gelenkprobleme, weil er am Rad überfordert wurde, und darf nun gar nicht mehr rennen. Hunde spüren ihre Grenzen nicht, als Rudeltier wollen sie im Rudel immer stark erscheinen.
Hallo Sabine,
vielen Dank für deinen ausführlichen Kommentar. Wie du vielleicht gesehen hast, empfehlen wir in unserem Artikel eine flexible Leine mit Ruckdämpfer, die an einer Stange befestigt ist. Eine Leine in die Hand zu nehmen, ist keine Empfehlung unsererseits, sondern lediglich ein Hinweis, wie wir mit Zoe Fahrradfahren (letzter Absatz „Was sind unsere persönlichen Erfahrungen“). Lediglich beim Üben mit einem Roller kann die Leine in die Hand genommen werden.
Beim zweiten Punkt hast du natürlich vollkommen recht! Hier hat sich wirklich der Fehlerteufel eingeschlichen und ich habe die Werte noch mal nach unserem letzten Ausflug angepasst, bei dem ich die Werte von meinem Fahrrad-Display abgelesen habe. Danke dir für den Hinweis! 🙂
Bei allen Tipps und unseren Erfahrungen ist es immer wichtig, auf seinen eigenen Hund zu achten und nie das anzuwenden, was man woanders liest. Wir können nur Tipps geben und aus eigenen Erfahrungen berichten, die eigene Sorgfaltspflicht sollte damit aber nicht außer Kraft gesetzt sein.