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Hund kastrieren – Vor- und Nachteile einer Kastration

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Geschrieben von Sandra Tilgner

Ich bin Hundefitnesstrainerin (in Ausb.) und beschäftige mich seit dem dem Einzug meiner Mischlingshündin Zoe (2016) aus Bulgarien mit dem Thema Sport für und mit Hunden. Gerade in Zeiten von Corona ist mir die Beschäftigung und Auslastung von Mensch und Tier ein wichtiges Anliegen, da auch Zoe unter dem Lockdown und den Konsequenzen zu leiden hatte.

30. Oktober 2023

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Zoe ist jetzt 7 Jahre alt und nach der letzten Läufigkeit hatten wir mal wieder beschlossen, sie kastrieren zu lassen. In den ersten Jahren haben wir festgestellt, dass sich ihre Persönlichkeit mit jeder Läufigkeit weiterentwickelt hat, nun allerdings ist es für alle Beteiligten nur noch eine Qual. Und da sie aktuell wieder läufig ist, möchte ich mich mit dem Thema Hund kastrieren näher beschäftigen.

Was ist eine Kastration überhaupt?

Eine Kastration ist ein chirurgischer Eingriff unter Vollnarkose, dessen Ziel die anschließende Unfruchtbarkeit des Hundes ist. Der Eingriff ist irreversibel, kann also nicht mehr rückgängig gemacht werden und sollte daher gut überlegt sein.

Kastration und Sterilisation – Was ist der Unterschied?

Viele Hundehalter denken, dass ein Rüde kastriert und eine Hündin sterilisiert wird. Der Unterschied besteht darin, um welches Geschlecht es sich bei dem Hund handelt und entsprechend, welche Methode daraus resultierend durchgeführt wird.

Diese Aussage ist falsch!

Sowohl ein Rüde als auch eine Hündin können kastriert oder sterilisiert werden. Der Unterschied ist die Art und Weise des Eingriffs. Bei der Kastration werden beim Rüden die Hoden entfernt und bei einer Hündin die Eierstöcke und in einigen Fällen auch die Gebärmutter.

Anders die Sterilisation. Hier werden lediglich die Ei- bzw. Samenleiter unterbrochen oder durchtrennt, der Sexualtrieb und die Produktion der Geschlechtshormone allerdings bleiben komplett erhalten. Die Hündin hat weiterhin einen normalen Zyklus und ein Rüde reagiert weiterhin „scharf“ auf läufige Hündinnen. Bei beide Varianten wird die Fortpflanzungsfähigkeit verhindert. Sterilisation wird heutzutage kaum noch angewendet.

Wann sollte ich meinen Hund kastrieren?

Ich möchte hier nicht auf das optimale Alter des Hundes eingehen, denn eine grundsätzliche Empfehlung gibt es nicht. Selbst Tierärzte sind da unterschiedlicher Meinung. Die einen sagen man solle den Hund so früh wie möglich kastrieren (diese Meinung vertrete ich nicht!), andere sagen, man soll weibliche Hunde mehrere Male läufig werden lassen, damit die Hündin sich entwickeln kann.

Bei männlichen Hunden spielt der Zeitpunkt der Kastration keine enorme Rolle. Anders bei Hündinnen. Eine Kastration findet idealerweise in der Phase der sexuellen Ruhe zwischen der Läufigkeit statt. Auch eine eventuelle Scheinschwangerschaft sollte zunächst überstanden sein.

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Wie ist der Ablauf einer Kastration?

Für Tierärzte ist die Kastration ein Routineeingriff, der in der Regel zwischen 30 und 60 Minuten dauert. Doch was passiert dabei genau? Als Hundebesitzer möchte man wissen, was mit seinem geliebten Tier passiert.

Zuerst gibt es sowohl beim Rüden als auch bei der Hündin eine Voruntersuchung beim Tierarzt. Hier wird geprüft, ob mit dem Tier so weit alles ok ist und ob eine Operation stattfinden kann und ob es irgendwelche vorherigen Erkrankungen gab.

Da der Eingriff unter Vollnarkose durchgeführt wird, muss der Hund nüchtern sein. 12 Stunden vor dem Eingriff darf kein Futter mehr gegeben werden und auf Leckerlis sollte man in der Zeit komplett verzichten. Am besten nimmt man am OP-Tag und vielleicht noch ein oder zwei weitere Tage Urlaub, um komplett für seinen Liebling da zu sein. Vor dem Termin sollte man mit dem Hund noch eine kurze Runde gehen, damit er Kot und Urin absetzen kann.

Nach der Injektion des Narkosemittels in einen Venenzugang wird der Hund an eine Infusion und die Narkoseüberwachung angehängt. Des Weiteren wird ein Tubus gelegt, damit er an das Narkosegerät und die Sauerstoffzufuhr angeschlossen werden kann. Anschließend wird der Vierbeiner für die Operation vorbereitet, das Fell an der Operationsstelle sorgfältig entfernt und der Bereich gründlich desinfiziert.

Ablauf beim Rüden

Der Tierarzt macht beim Rüden einen Schnitt vor dem Hodensack. Anschließend werden Hoden und Nebenhoden des Tieres vorgelagert und die Samenstränge und Blutgefäße abgebunden. Auf diese Weise ist es einfach, die Hoden durch die kleine Öffnung zu entfernen, was den Eingriff recht unkompliziert macht. Hat der Rüde einen Hodensack, der weit herabhängt, wird ebenfalls die Entfernung empfohlen. Der Tierarzt vernäht die Wunde und beendet die Narkose. Damit die Wunde sauber bleibt und der Hund nicht daran leckt, sollte er eine Halskrause oder einen Bauchverband tragen.

Ablauf bei Hündinnen

Der Tierarzt öffnet die Bauchwand mit einem Schnitt durch die Haut, die Unterhaut und die Muskulatur. Nach dem Abbinden von Venen, Arterien und Uterushörnern (die paarig ausgebildeten kranialen Abschnitte des Uterus) werden die Eierstöcke entfernt. Diese Art der Kastration nennt man „Ovariektomie“. In seltenen Fällen wird zusätzlich die gesamte Gebärmutter entfernt, dann spricht man von einer „Ovariohysterektomie“.

Nachdem die Eierstöcke entfernt wurden, vernäht der Tierarzt die Bauchdecke mit mehreren Stichen und der Aufwachvorgang wird eingeleitet. In dieser Zeit bleibt die Hündin noch unter Beobachtung, bis sie aufgewacht, stabil und gehfähig ist. Dies ist der Zeitpunkt, wo man seinen Hund mit nach Hause nehmen kann. Damit die Wundnaht bis zum Fäden ziehen nach zehn Tagen geschützt ist, wird ein spezieller Bauchanzug oder Leckschutz getragen.

Sowohl beim Rüden als auch bei der Hündin erfolgt am Tag nach der Operation eine Nachkontrolle beim Tierarzt. Größere Anstrengungen sollten für die nächsten 10 Tage vermieden werden, dazu gehören z.B. Treppensteigen oder das Springen auf und vom Sofa. Nach ca. zwei Wochen ist der ganze Spuk vorbei und der Hund ist wieder der „Alte“.

Warum sollte ich meinen Hund kastrieren lassen?

Die Entscheidung, ob und wann ich meinen Hund kastrieren lasse, sollte nicht von heute auf morgen getroffen werden und muss gut überlegt sein. Auch sollte Rücksprache mit dem Tierarzt gehalten werden, der über Risiken aufklären kann.

    • Grundsätzlich gibt es folgende Gründe für eine Kastration (neben der Unfruchtbarkeit):
    • Hündinnen werden kastriert, um das Risiko von hormonell bedingtem Brustkrebs zu reduzieren. Dies funktioniert allerdings nur, wenn die Hündin früh genug kastriert wird.
    • Das Risiko einer Gebärmutter Entzündung wird durch eine medizinische Kastration bei Hündinnen reduziert.
      Bei Rüden wird das Risiko an Hoden Krebs zu erkranken, verringert.
    • Tumore und Zysten an den Eierstöcken bei weiblichen Tieren können nicht mehr auftreten, da diese bei einer Kastration entfernt werden.
    • Rüden werden kastriert, um sexuelle Übererregbarkeit zu unterdrücken und in manchen Fällen hilft es bei Angst- und Aggressionsverhalten bedingt durch das männliche Sexualhormon Testosteron.
    • Bei streunenden Hunden ist die Entfernung der Geschlechtsorgane wichtig, um eine Überpopulation zu verhindern.
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Was kostet eine Kastration?

Wie hoch die Kosten für eine Kastration sind, hängt vom Geschlecht des Hundes und von der Tierklinik ab. Eine grobe Orientierung bietet die Gebührenordnung für Tierärzte (GOT).

Gebührensatz in Euro männlicher Hund weiblicher Hund
Einfacher Satz 51,31 € 160,34 €
Zweifacher Satz 102,62 € 320,68 €
Dreifacher Satz 153,93 € 481,02 €

Informationen zum Gebührensatz: Der Tierarzt hat eine feste Gebührenordnung. Jede tierärztliche Leistung ist in vier verschiedenen Sätzen mit je einem festen Betrag definiert. Frei entscheiden kann der Tierarzt, in welchem Satz abgerechnet wird. In der normalen Sprechstunde kann er zwischen dem 1-fachen und 3-fachen Satz, je nach Aufwand, wählen. Im Notdienst wird mindestens der 2-fache Satz, höchstens der 4-fache Satz verlangt. In Spezialkliniken ist eine Abrechnung zum 3-fachen Satz der Gebührenordnung nicht unüblich.

Da es sich hierbei um die reine „Arbeitsleistung“ des Tierarztes handelt, kommen noch individuelle Kosten für Medikamente, Materialien und die Narkose hinzu. Außerdem können Tierärzte nach verschiedenen Gebührensätzen abrechnen, die von mehreren Aspekten wie Zeitaufwand oder Schwierigkeitsgrad des Eingriffs abhängig sind. Einen einheitlichen Preis gibt es nicht. Hier sollte man im Vorfeld mit seinem Tierarzt reden, um nicht aus allen Wolken zu fallen, sobald die Rechnung ins Haus flattert.

Es gibt Versicherungen, die die Kosten für solch einen Eingriff übernehmen. Frühzeitig abgeschlossen können so mitunter hohe Tierarztkosten vermieden werden.

Welche Risiken hat eine Kastration?

Die Kastration kann natürlich auch unerwünschte Auswirkungen haben. So steigt das Risiko für Übergewicht bei Rüden und Hündinnen um mehr als das Dreifache. Bei einigen Hunderassen ist es möglich, dass sie mehr Unterwolle produzieren, was zu einem raueren und weniger glänzendem Fell führen kann. Bei Hündinnen kann es im schlimmsten Fall zu der Entwicklung einer Inkontinenz kommen, die eventuell lebenslang durch Medikamente behandelt werden muss.

Welchen Einfluss hat eine Kastration auf das Verhalten meines Hundes?

Grundsätzlich kann man sagen, die Kastration verändert nicht die Persönlichkeit des Hundes, sondern „lediglich“ seine durch die Hormone gesteuerten Verhaltensweisen. Dies ist bei Rüden weit auffälliger als bei Hündinnen – Ausnahmen bestätigen auch hier die Regel. Viele Hundebesitzer berichten, dass ihre Hunde nach der Kastration ruhiger werden.

Neben den hormonellen Veränderungen können auch Veränderungen des Stoffwechsels auftreten. Ist dieser verlangsamt, kann es sein, dass der Hund nach der Kastration zunimmt. Hier sollte man gezielt darauf achten und mit entsprechender Futterumstellung gegensteuern.

Den größten Einfluss der Kastration auf das Verhalten des Hundes hat die Herausnahme der Keimdrüsen. Der Körper kann keine Sexualhormone mehr bilden und Körperfunktionen, die damit in Zusammenhang stehen, verschwinden. Dies betrifft bei Hündinnen die Läufigkeit, der blutige Ausfluss und die darauffolgende Scheinträchtigkeit. Bei Rüden verschwindet der sogenannte Präputialkatarrh, dessen milchig-gelber Ausfluss so manchen Halter vor große hygienische Probleme stellt.

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Kastration – Vor- und Nachteile auf einen Blick

Vorteile einer Kastration

    • durch kastrierte Hunde eine dauerhafte und sichere Empfängnisverhütung
    • keine Läufikeitssymptome bei weiblichen Tieren (blutiger Ausfluss und Scheinträchtigkeit)
    • kein Präputialkatarrh bei Rüden (milchig-gelblicher Ausfluss)
    • geringeres Krebsrisiko bei beiden Geschlechtern
    • Abnahme des durch Sexualhormone bedingten Aggressionsverhalten
    • kein unerwünschtes hormongesteuertes Verhalten, z.B. bespringen von Menschen und Gegenständen
    • keine überfüllten Tierheime durch ungehinderte Fortpflanzung

Nachteile einer Kastration

    • kann nicht rückgängig gemacht werden
    • risikoreiche Operation (Narkose)
    • eingriff in den natürlichen Hormonhaushalt
    • bei zu früher Kastration hat man „ein ewiges Kind“ (mangelnde geistige Reife)
    • höheres Risiko an Übergewicht oder Harninkontinenz zu erkranken
    • Veränderung des Fells

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